Unterwegs mit dem Schlaglochsuchgerät

„Du bist selbstständig? Cool…“  (…dann bist du ja reich, kannst Urlaub nehmen, wann du willst und bist bestimmt privat versichert und wirst vom Chefarzt behandelt)

 

 

Ich möchte gern von meiner Selbstständigkeit berichten. Wieso und wen möchte ich erreichen?
Ich spreche nicht zu denjenigen von Durchstartern, die mit einem Unternehmen morgen schon Millionen verdienen möchten. Nein, ich spreche mir Gleichgesinnte an – die ganz normale Mama zum Beispiel, die eine Idee und den Wunsch hat, diese umzusetzen; die Mama, die einfach etwas arbeiten möchte, Ablenkung sucht oder auch einfach nur „am Ball bleiben“ will. Genau diejenigen, die Ihre Idee aus dem Herzen heraus vorantreiben und ihre Leidenschaft oder Hobby zum Beruf machen möchten.

 

Nachdem ich schon ziemlich lang an diesem Artikel schreibe, ist mir bewusst geworden, dass das Thema Selbstständigkeit ein ganzes Buch füllen könnte. Auslese fällt mir gerade sehr schwer. Denn ich möchte hiermit auch Transparenz liefern, Verständnis erwecken und zeigen, wie es hinter den Kulissen aussieht. Dies umfasst allein schon eine Menge, wenn man sie nur grob umrandet. Gerade, weil man wahrscheinlich alles in einer Person ist – Firma mit allen Funktionen, die man benötigt und dazu noch Hausfrau und Mama. Wer kann mir nachempfinden?

 

Seit 2014 bin ich nun selbstständig. Mittlerweile vergleiche ich die Selbstständigkeit mit einem Schlaglochsuchgerät. Man passiert hier und da leichte Unebenheiten, aber manchmal auch regelrechte Fallgruben. Die Frage ist, was hält Dein Schlaglochsuchgerät aus, wie schnell kann es sich, oder kann es sich überhaupt aus dem Loch befreien oder kannst du es vielleicht sogar tunen.

 

Viele Selbstständige können so manche Probleme, Sorgen und Ängsten nachempfinden. Doch aufgeben will man nicht so einfach. Schließlich hat man schon einen großen Schritt getan.

 

 

Na klar, macht mir die Selbstständigkeit auch zum größten Teil Spaß. Aber zu diesem „Spaß“ muss man auch hinarbeiten, damit es dabei bleibt und nicht im Missmut endet. Ohne Fleiß eben kein Preis.

 

 

Die Selbstständigkeit hat auch Vorteile, sonst wäre es keiner. Gewisse Freiheiten, die letztendlich mitunter nicht dem Namen gerecht werde; denn bei dem Meisten ist der Kopf nie frei vom Geschäft. Und auch im Angestelltenverhältnis hat man durch Vertrauensarbeitszeiten und ähnlichem bereits gewissen Freiheiten geschaffen.  Nicht zuletzt ist es aber auch diese innere Zufriedenheit, mit der man belohnt wird, wenn die Umsetzung erfolgreich klappt. Und am Ende sollte natürlich auch eine finanzielle Entlohnung für die Müh stehen.

 

 

Im letzten Artikel schrieb ich von den Hochs, aber auch von den Tiefs, die eine „Ideenumsetzung“ mit sich bringt. Wenn eine Ideenumsetzung den Weg in die Selbstständigkeit findet, ist das zum einen ein Grund zur Freude. Man hat diese eine Herzensidee, die Erfolg versprechen kann und sollte. An diesem Punkt ist man meist euphorisch, aber auch ängstlich gegenüber den Schritt, ein Unternehmen zu gründen.

 

Und dabei tut dieser erste Schritt erst mal wirklich gar nicht weh. Außer etwas Überwindung und ein paar Euro beim Gewerbeamt zu lassen – und schon ist man es: selbstständig. So war´s zumindest bei mir.

 

 

Wie in die Rolle der Mutter oder auch des Vaters – man wächst hinein, in jede Altersphase, die ein Kind so mit sich bringt.

 

Aber man sieht daran auch: Sobald man den ersten Schritt in die Selbstständigkeit wagt, hat man in aller Regel auch schon den ersten Penny ausgegeben. Lange, bevor man einen verdient. Daher sollte der Schritt mit den vorhandenen Möglichkeiten, Zielen und auch der eigenen Kondition in jeglicher Hinsicht gut ab gewägt sein. Hier sollten doch zumindest die Fragen beantwortet werden können: Was ist überhaupt mein Ziel und wie kann ich es erreichen?

 

 

Wenn man das Hobby zum Beruf macht und daraus die Selbstständigkeit resultiert, ist oftmals die Leidenschaft die Antriebsfeder. Nur die Leidenschaft und auch der gute Wille werden letztendlich nicht bezahlt. Und natürlich hat ein neu geschaffenes Unternehmen dann im Allgemeinen auch eine Gewinnabsicht.

 

 

Schön und gut…
Fahren wir doch mal einen kurzen Weg mit unserem Schlaglochsuchgerät und passieren einige Schlaglöcher der Firma barfuss e.K. ;-)

 

Kleinere Unebenheiten zum Beispiel waren für mich zunächst erstmal die innere Überwindung zu „größeren“ Schritten; wie den Weg IN die Selbstständigkeit oder auch die Bürokratischen Anforderungen, die einen manchmal in den Wahnsinn treiben können.

 

Und es geht auch einfach nicht alles immer glatt. Da wurde mal etwas falsch vernäht, die Lieferkette funktionierte mal nicht einwandfrei oder ein Produkt entsprach nicht den Erwartungen des Kunden.

Auch vor längeren Krankheiten und Schicksalsschlägen bleibt man nicht verschont. Leider musste ich da auch durch, nachdem ich Ende 2016 in der 22. SSW unsere Tochter verloren hatte. Daraus folgten weitere gesundheitliche Probleme, die es oft schwierig machten, auch noch zusätzlich die Firma am laufen zu halten. Man wollte ja Kunde und Geschäftspartner nicht enttäuschen. Schließlich konnten die nicht wissen, was sich gerade hinter den barfuss-Kulissen abspielte. Warum dann aber auch nicht ehrlich sein, wenn es die Situation erfordert und einfach sagen, wie es ist? Genau das habe ich getan und bereue es keineswegs. Viel Verständnis wurde mir entgegengebracht und ich hatte etwas weniger belastende Sorgen.

 

Und es wird nicht leichter. Zumindest habe ich diesen Punkt noch nicht erreicht. Größere, regelrechte Fallgruben lauern für mich beispielsweise in den Rechtlichen Dingen (ganz aktuell Datenschutzgedöns)…da bleibt einem nichts anderes übrig, als sein Schlaglochsuchgerät zu tunen. Die Federung besteht dann aus Versicherungen, Finanzen und vor allem auch aus starken Nerven. Auch eine Mitgliedschaft in einer Organisation, die für Ihre Mitglieder alles tut, um sie vor rechtlichen Widrigkeiten zu schützen ist meist absolut vom Vorteil. Wichtig ist, ständig am Ball zu bleiben, sich rund um die Anforderungen an deine Firma zu informieren. Denn unentwegt ändern sich Regularien, Gesetze und Co.

 

Ein leidiges Thema möchte ich auch noch kurz anschneiden. War ich anfangs noch allein auf dem Markt - insbesondere mit den abwaschbaren Versionen -, kam irgendwann die Konkurrenz und Produktkopierer. Da hat man als kleines, deutsches Unternehmen insbesondere bei Händlern aus dem asiatischem Raum einfach keine Chance mehr.  Frecherweise wurden sogar ganze Texte kopiert. Wird der dann zu Recht gesperrt, tauchen gleich zehn neue auf. Und viele zahlen dann keine deutsche Umsatzsteuer und die Preise kann man nicht schlagen. Ich hätte in diesem Punkt wirklich auch nie erwartet, dass mich das derart treffen würde. Daher greif ich es in diesem Abschnitt eben kurz auf.

 

 

In all diesen Fällen war es für mich eine Entlastung, langsam als Firma zu wachsen. Auch heute ist es weiterhin mein Ziel, Ausgeglichenheit zu bewahren, um allen meinen Funktionen sowohl privat als auch geschäftlich gerecht zu bleiben; und meine Familie und mich nicht zu überfordern. In mir schlummert einfach mehr die Hausfrau und Vollblutmama, so dass ich mich in der Regel auch ganz schnell korrigiere, wenn es in die falsche Richtung läuft. Dennoch ist und bleibt es ein Balanceakt.

 

 

Jeder nimmt diese Probleme etc. anders wahr. Daher spiegelt das Geschriebene natürlich nur meine Sicht der Dinge wider.

 

 

Fazit:

 

Es ist schön, selbstständig zu sein. Das Gefühl, etwas Eigenes zu schaffen oder geschafft zu haben, was auch noch Erfolg verspricht, ist schon toll! Aber man sollte sich vor diesem Schritt bewusst machen, dass man einiges mitbringen sollte, um verschiedene Probleme, die sich aus der Selbstständigkeit heraus ergeben, zu stemmen. Es gibt aber genug Mittel und Wege, sich Hilfe zu suchen und somit nicht den Spaß und den Mut zu verlieren, durchzuhalten, weiterzumachen und auch zu wachsen. Jeder nach seinem Tun…

 

 

Auf jeden Fall lohnt der Schritt. Und einfach langsam herantasten, so wie es die eigene Kondition, psychisch, physisch, aber auch finanziell etc.  hergibt. 

 

Und denk immer daran – du wirst es nicht allen Recht machen können. Daher sehe immer das Große und Ganze! Wenn du da prozentual mehr positives siehst, dann mach weiter!

 

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